Tagebuch - Michalik-Fitness

Sonne satt, milde Temperaturen und ein freier Nachmittag - da zieht es einen doch glatt nach draußen. Also rein in die Laufschuhe und eine Runde durch den Park gelaufen. Während ich so lief, drängten sich mir drei Fragen auf:

1. Ist Bewegung an der frischen Luft aus der Mode gekommen?
Der Park war voller Menschen, ich konnte keine 30m laufen, ohne jemandem zu begegnen. Abgesehen von drei Ausnahmen, die auch sportlich unterwegs waren, beschränkten sich diese Menschen auf einen gemütlichen Sonntagsspaziergang. Vollkommen in Ordnung bis hierhin. Doch schienen etwa 80% der Menschen in diesem Park bereits das Rentenalter erreicht zu haben. Während sie den Nutzen frischer Luft für Körper und Geist anscheinend verinnerlicht haben, frage ich mich, weshalb sich junge Menschen nicht mehr nach draußen wagen? Anstatt sich ständig über das ach so schlechte Wetter zu beklagen, wäre heute die Möglichkeit gewesen, dem Körper etwas Bewegung und dem Geist etwas Entspannung zu schenken - gerne als (Familien-) Spaziergang, oder um etwas Zeit mit dem Partner zu verbringen.

2. Chance genutzt oder Chance vertan?
Auf halber Strecke näherte ich mich einem Menschen auf einem Fahrrad, der sich nur langsam fortbewegte. Sehr langsam. Er fuhr nicht, er rollte. Und zwar so langsam, dass ich, obwohl ich mich eher zu den schlechteren Läufern zähle, ihn im lockeren Lauf überholen konnte. Mein erster Gedanke war: "Das Ding heißt Fahrrad, nicht Rollrad. Warum benutzt du es nicht so?!"
Dieser Gedanke war sicherlich von dem Eindruck getragen, dass dieser Mann etwa 30kg oder mehr Übergewicht mit sich herumfuhr. Würde er nur etwas schneller fahren, würde er aus einem schönen Ausflug etwas tun, um sein Gewicht in einen gesunden Bereich zu bringen. Aber so? Chance vertan!
Mein zweiter Gedanke war, dass dieser Mann heute vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit den Weg auf sein Rad gefunden hatte. Dass er nun den Entschluss gefasst hat, etwas für sich zu tun. Und dass er sich - für seine Verhältnisse - verausgabt hat. Vielleicht war er bereits auf dem Rückweg nach einer längeren Tour? Wenn dies der erste von vielen Schritten in ein aktiveres Leben war, muss ich ganz klar sagen: Chance genutzt, weiter so! Mit jedem weiteren sonnigen Tag wird es leichter, wieder aufs Rad zu steigen. Mit jeder weiteren Fahrt mehr wird es leichter die Strecke zu verlängern. Und mit jedem weiteren Kilo weniger wird es leichter, das Tempo zu erhöhen.

3. Selbstbetrogen oder missverstanden?
An einer Stelle begegnete mir dann doch eine junge Frau. Sportoberteil, Sporthose, Sportschuhe, Zigarette. Zigarette? Gut, dass diese Frau gerade nicht trainierte, konnte jeder anhand ihrer Laufgeschwindigkeit und Laufhaltung sehen. Das war kein Laufen, das war Gehen. Was ich nicht wusste: Ging sie zum Sport? Dann senkte sie mit jedem Zug an der Zigarette ihre Leistungsfähigkeit für die nun folgende Belastung. Kam sie vom Sport? In diesem Fall senkte sie mit jedem Zug an der Zigarette ihre Erholungsfähgkeit. Oder habe ich sie vollkommen missverstanden und die junge Dame ging einfach gern in Sportkleidung an die frische Luft, die sie zu Hause wegen der Zigaretten nicht hat? Wie dem auch sei, für mich bleibt die Kombination aus Sportkleidung und Zigarette grotesk. Zigaretten für sich allein gesehen allerdings auch.

Eine Sache freut mich aber dann doch noch: Dass es noch Leute gibt, die sich in meinem alten, fast vergessenen sozialen Netzwerk aufhalten. Es heißt "Draußen". Schau es dir einmal an.